Projekte und Themen am SchreibCenter

Schreiben für bessere Chancen

Statistische Erhebungen zeigen, dass die soziale Herkunft der Studierenden nach wie vor den Zugang zum Studium, den Studienerfolg und die Wahrscheinlichkeit eines Studienabbruchs maßgeblich beeinflusst (vgl. Bildungsberichterstattung 2024, S. 232). Das Fehlen von „ökonomischen, bildungskulturellen Ressourcen und der Ressource der sozialen Vernetzung“ (vgl. ebd., S. 5f.) kann bei Erstakademiker: innen unter anderem „mentale Barrieren“ (Hochschul-Bildungs-Report 2022, S. 88) auslösen.

In unserem Projekt entwickeln wir ein modulares Programm, das Studierende in der ersten Generation adressiert. Schreibförderung halten wir in Bezug auf Chancengleichheit für besonders relevant: „Der Erwerb von Schreibkompetenz ist […] aufs Engste mit dem Leben der Schreibenden verbunden. […] Akademische Literalität entsteht als soziale Handlungsweise, die mit der Konstruktion von Selbst, der Identität, dem Habitus, aber auch sozialen Beziehungen verknüpft ist“ (Compton-Lilly 2015: 166, zitiert nach Miglar 2022).

Ziel des Projekts ist zum einen, Erstakademiker:innen dabei zu unterstützen, sich in die akademische Diskurs- und Schreibkultur einzuarbeiten. Den Fokus legen wir auf individuelle Schreibprozesse und auf die ressourcenorientierte und nachhaltige Entwicklung individueller Schreibkompetenzen. Darüber hinaus sollen relevante und fachübergreifende Aspekte des wissenschaftlichen Arbeitens von grundlegenden Recherchefähigkeiten über Chancen und Grenzen von KI-Tools beim Schreiben bis zum Erkennen und Vermeiden von Plagiaten vermittelt werden.

Darüber hinaus sollen die Studierenden für die sozialen Ursachen ihrer Probleme sensibilisiert werden, um ihnen das Gefühl zu nehmen, dass sie ausschließlich selbst für Schwierigkeiten beim Einstieg in die akademische Welt verantwortlich sind. Es geht im Projekt also nicht um eine einseitige Anpassung der Erstakademiker:innen an die Normen und Erwartungen der akademischen Welt, sondern auch um deren Empowerment: Die Studierenden sollen durch kritisches Denken befähigt werden, nicht nur in der Wissenschaftswelt zu bestehen, sondern diese auch aktiv fachlich und politisch mitzugestalten.

Projekt-Koordinator

Alexey Orlov

Projekt "Bessere Chancen durch Schreiben", Schreibberater Deutsch, Russisch/Русский

Kontakt

work +49 6151 16-21147

Work S1|03 52b
Hochschulstr. 1
64289 Darmstadt

Literatur (Auswahl)

Arbeitskreis Bildung und soziale Ungleichheit (2020). Soziale Ungleichheit und Studium: Wie soziale und bildungskulturelle Ungleichheit zum Hindernis für Studierende werden kann – mögliche Maßnahmen, diesem Phänomen entgegenzuwirken, unter besonderer Berücksichtigung der geisteswissenschaftlichen Fächer. Diskussionspapier, zweite und aktualisierte Fassung. Stuttgart: Universität Stuttgart, Philosophisch-Historische Fakultät.

Autor:innengruppe Bildungsberichterstattung (2024): Bildung in Deutschland 2024. Ein indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zu beruflicher Bildung. 1. Auflage. Bielefeld: wbv Publikation.

Diederichs, Miriam; Grabau, Christian und Rieger‐Ladich, Markus (2025): Gesteigerte Reflexivität: Wie die Erforschung von Bildungsaufstiegen die Hochschullehre verändern kann. In: Christina Möller, Julia Reuter und Frerk Blome (Hg.): Sozialer Aufstieg durch Bildung? Theoretische Zugänge, empirische Einsichten. 1. Auflage. Weinheim, Basel: Beltz Juventa 2025 (Bildungssoziologische Beiträge), S. 101–120.

El-Mafaalani, Aladin (2012): Zusammenfassung: Habitustransformation und soziale Mobilität. In: Aladin el Mafaalani (Hg.): BildungsaufsteigerInnen aus benachteiligten Milieus. Habitustransformation und soziale Mobilität bei Einheimischen und Türkeistämmigen. Zugl.: Bochum, Univ., Diss., 2011. Wiesbaden: Springer VS, S. 313–329.

Siegfried, Meike (2019): Perspektiven auf Diversität – Strategien und Diskurse im Kontext Hochschulbildung. In: Kergel, David (2019): Praxishandbuch Habitussensibilität und Diversität in der Hochschullehre. Unter Mitarbeit von Birte Heidkamp-Kergel. Wiesbaden: Vieweg (Prekarisierung und Soziale Entkopplung – Transdisziplinäre Studien).

Miglar, Katrin (2022): Schreiben im Sprachmarkt. 25 Seiten / Medienimpulse, Bd. 60 Nr. 4 (2022): Medienpädagogische Entwürfe der Gegenwart: Normativität, Verantwortung, Gerechtigkeit.

Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft (2022): Hochschul-Bildungs-Report 2020: Abschlussbericht 2022. Essen.